maßnahmen der politik theke

Welche Maßnahmen der Politik JETZT nötig sind um die Gastronomie zu retten

Die Maßnahmen der Politik haben mit der Komplettschließung und den Hygienebestimmungen der Gastronomie bisher schwer geschadet. Nun wird es Zeit, mit kreativen Maßnahmen die Betriebe über ein sowieso schon verlorenes Jahr zu retten. Die Zeit drängt denn die Umsatzrückgänge sind dramatisch! Es droht ein Szenario in dem viele Gastronomien schon den Sommer nicht mehr überstehen werden.

Wem muss überhaupt geholfen werden?

Zunächst: es gibt unterschiedliche Formen. Nicht jede Gastro leidet gerade.

Imbisse/kleine Restaurants

Viele Imbisse verdienen inzwischen wieder ähnlich viel wie vorher. Wer wenig Plätze hatte hat durch die Abstandsregeln wenig (oder vielleicht gar keine) Plätze verloren. Hatte man schon vorher Außengastro hat man viel Glück und kann diese (zumindest in Köln) sehr einfach erweitern. Dazu werden ab dem 1.7. auf Speisen nur noch 7 statt 19 Prozent Umsatzsteuer erhoben.

Restaurants / Cafés

Hier gilt ähnliches. Nur dass Cafés hier mehr leiden werden da die Umsatzsteuer nur auf Speisen wegfällt – nicht auf Getränke. 

Grundsätzlich hat sich hier aber wenig am Besuch geändert:
man geht mit einer Gruppe in ein Restaurant und verlässt dies meist nach 1-2 Stunden wieder. Das war vorher so und ist auch aktuell so. Ja, beim Gang zur Toilette muss man eine Maske tragen – aber das wars dann auch.

Auch hier wird Außengastro zu einem entscheidenden Faktor werden. Dazu aber weiter unten noch mehr.

Bars

Bei Bars ist, je nach Gepräge der Bar, plötzlich alles ganz anders.
Bei Bars mit hohem Stammgast-Anteil und Community ist das gesamte Erlebnis „Bar“ plötzlich komplett weg.
Zum Verständnis: bei uns läuft man bei einem normalen Besuch stets hin und her. Vorne sagt man dem Hallo, hinten sitzen die und man geht mal vorbei, dort spielt man eine Runde an der Konsole mit, dann geht’s an die Theke um eine Runde mit den Barkeepern zu schnacken, dann spielt man eine Runde am PC, geht wieder dorthin, etc etc.
All das geht jetzt nicht mehr denn herum zu laufen ist nicht erlaubt. Neben einem Tisch von Freunden stehen zu bleiben um ein paar Minütchen mit ihnen zu quatschen ist ebenfalls nicht erlaubt. Und sich an ihren Tisch zu setzen bedeutet, dass man wieder seine Daten in die Liste dieses Tisches eintragen muss. Und wenn man zurück an seinen kommt dort wieder. Jedes Mal.

Hat man eine gesichtslose Bar, z.B. eine dieser „HAPPY HOUR die ganze Nacht“ Locations wo man ebenfalls nur mit einer Gruppe hingeht und mit niemand anders in Kontakt kommt mag das Erlebnis das gleiche wie vorher sein.

Mehraufwand trifft jeden

Dazu kommen bei ALLEN Betrieben, egal ob Imbiss, Café oder Bar natürlich der Mehraufwand – bei einigen mehr, bei anderen weniger. Natürlich müssen nun alle die Daten ihrer Gäste aufnehmen und es muss z.B. in Plexiglas und Desinfektionsmittel investiert werden.
Aber auch die Tatsache, dass man nur am Tisch sitzen und nicht herumlaufen darf macht Tischservice plötzlich zur Pflicht: für Restaurants und Cafés macht das keinen Unterschied, für so manche Bar aber sehr wohl!
Im Endeffekt haben alle Läden mehr Arbeit und zugleich meist weniger Umsatz. Bei uns reden wir in den letzten Wochen von 70% weniger Umsatz. Siebzig Prozent!

Kioske

Dazu kommt bei Bars noch das Problem der Kioske dazu! Denn einen Burger bekomme ich nicht 20m neben dem Restaurant für ein Drittel des Preises – ein Bier schon! Das ist im Sommer umso dramatischer denn dann chillen die Leute halt draußen vorm Kiosk. Im worst case gehen die Gäste dann noch in der Bar aufs Klo oder stehen vor der Bar und reden mit Gästen die gerade draußen eine rauchen – und wir als Bar bekommen wieder den Ärger mit den Nachbarn falls es zu laut wird…

Das war schon vor Corona so. Und es war auch schon vor Corona ärgerlich. Wenn man aber gerade zwei Monate fettes Minus gemacht hat, sich regelmäßig Gedanken über seine Existenz macht, einem aktuell immer noch 70% der Umsätze wegbrechen, man für diese Peanuts herumrennt wie blöde, acht Stunden unter der Maske schwitzt und einem dann Nachbarn noch vorwerfen, die Gäste (die ja quasi nicht da sind) seien zu laut platzt einem doch etwas schneller die Hutschnur…

Clubs

Sind weiter geschlossen. Das ist nachvollziehbar, wirkt aber inkonsequent wenn man sich Bilder von Kiosken anschaut vor denen sich zum Teil hunderte von Menschen sammeln. Während der Kiosk selbst um 4 Uhr nachts noch laut Musik spielt singen und tanzen die Leute vor dem Laden – ohne Masken, Abstand, Toiletten, Desinfektionsmittel oder Nachverfolgungsmöglichkeit der Kontake.
Das kann man dann auch direkt in Clubs machen – aber eben mit Hygienekonzept und Aufzeichnung der Personendaten. Also schlicht und einfach besser und sicherer!
Hier muss die Stadt konsequent sein und die Club-Betreiber müssen ein Konzept vorschlagen, wie sie Feiern wieder sicher ermöglichen wollen. 

Außengastronomie

  • Schon vor Monaten hatte ich in einem anderen Artikel geschrieben, dass im Sommer aufgrund der wohl kommenden Abstandsregeln nicht alle Feierwilligen in die Gastronomien passen würden und sich insbesondere die Kiosk-Problematik ausweiten würde.
    Woran ich nicht gedacht habe ist, wie wichtig im Sommer 2020 Außenflächen für Gastronomien werden würden. Auch einfach weil in einer Gaming-Bar Außengastro so ziemlich das letzte ist woran man denkt denn Konsolen und PCs packt man nicht mal „so eben“ nach draußen. Zudem hatten wir ja auch drinnen schon gar keinen Tischservice und unsere Außenfläche ist 20 Meter von der Theke entfernt und von dort auch kaum einsehbar.

Tatsache ist jedoch, dass die Leute aktuell einfach kaum in Bars gehen. Ich sehe Bars die draußen komplett überfüllt sind während drinnen nicht ein einziger Platz belegt ist. Das „Sommerloch“ für Bars ohne Außengastro ist dieses Jahr aufgrund von Corona zig mal schlimmer und droht zum Todesurteil zu werden. 

Eine überforderte Stadt

Konsequenterweise versucht gerade so ziemlich jede Gastronomie, Außengastro zu beantragen oder zu erweitern. Zwar hat Köln mit diversen Maßnahmen zB die Erweiterung bestehender Außenflächen vereinfacht und verzichtet auf die sonst üblichen Gebühren, trotzdem ist das Kölner Ordnungsamt ist mit der Flut von Anträgen leider vollkommen überfordert.
Hat man noch nie eine Außengastro gehabt dauert der Antrag an die zwei Monate – bei uns wäre also nicht vor Ende August mit der Zusage zu rechnen. In Anbetracht der Tatsache, dass man dann trotzdem noch die gesamte Sommersaison bezahlt (die dann quasi vorbei ist) und auch noch in Tische und Stühle investieren muss lohnt sich ein Antrag zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr wirklich.
Ich kenne diverse Fälle in denen Gastronomen ihre Außengastro eigenwillig erweitert haben weil auf ihren Antrag seit Wochen nicht reagiert wird. 

Hier sind Maßnahmen der Politik überfällig! 
Mein Vorschlag: die pauschale Erlaubnis für das Aufstellen von Tischen/Stühlen für Gastronomien in der laufenden Sommersaison unter Berücksichtigung gewisser Regeln.
z.B. könnte es jeder Gastronomie erlaubt werden, 2-3 Parkplätze vor dem eigenen Betrieb als Außengastro-Flächen zu nutzen.
Oder den Gehweg soweit zu nutzen, dass durchgängig eine Gehweg-Breite von z.B. einem Meter übrig bleibt. Dem Ordnungsamt würden Verstöße bei ihren regelmäßigen Gängen durch die Viertel recht schnell auffallen und könnten entsprechend geahndet werden.

Maßnahmen der Politik: konkrete Vorschläge

Nach all den Erklärungen nun zu meinen Vorschlägen.

  1. Auch Getränke müssen von der anstehenden Umsatzsteuersenkung umfasst werden.
    Bars wurden vor Restaurants geschlossen und nach Restaurants geöffnet, sie haben auch aktuell deutlich größere Probleme als Restaurants. Trotzdem bleibt der Steuersatz für Getränke der „normale“ (wenn auch von 19 auf 16% gesenkt) während Essen nur noch mit 7% versteuert wird. Hier wurde genau falsch entschieden und wenn die Vermutung zutrifft, dass diese Regelung so getroffen wurde weil sich der DEHOGA aus Lobbyinteressen nur für Restaurants eingesetzt hat ist dies ein Armutszeugnis für diesen Verband! 
  2. Die Beantragung und Erweiterung von Außenflächen muss für diese Saison erleichtert werden.
    Eine Bar ohne Außengastro hat dieses Jahr bedeutend weniger Chancen als eine mit. Hier wären pauschale Erlaubnisse denkbar. Ein Beispiel könnte so aussehen
    • Aufstellen von Stühlen und Tischen auf den Parkplätzen vor dem Betrieb ist erlaubt.
    • Aufstellen von Stühlen und Tischen auf dem Gehweg vor dem Betrieb ist erlaubt wenn der verbleibende Gehweg durchgängig mindestens einen Meter breit ist
    • Maximal-Maße für Tische ist 1,20 x 0,80 Meter
    • Stühle müssen eine Rückenlehne haben (keine Biergartengarnitur)
       
  3. Vermieter müssen in die Pflicht genommen werden.
    Es kann nicht sein, dass ein ganzes Land unter einer Krise leidet, die Gastronomien über Monate zu 100% Umsatzaufällen gezwungen werden und die Vermieter nicht einen Cent verlieren. Clubs sind nun unverschuldet seit dreieinhalb Monaten geschlossen, das wird bei dem einen oder anderen sechststellige Summen bedeuten.
    Ich persönlich habe genau eine Monatsrate stunden können. Stunden heißt ich zahle sie am Jahresende. Das zögert die Pleite nur heraus. Hier müssen Vermieter eventuell durch Maßnahmen der Politik zum Verzicht gezwungen werden.
  4. Eventuell Alkohol-Verkaufsverbot ab z.B. 22 Uhr für Kioske und Supermärkte
    Bremen macht es vor und reagiert auf die Kiosk-Problematik mit einem Alkohol-Verkaufsverbot. Dies wird natürlich wiederum Kioske in wirtschaftliche Probleme stürzen, allerdings durften diese aufgrund ihrer „Systemrelevanz“ auch immer offen bleiben.
    Kioske waren schon vor der Pandemie ein quasi kaum reguliertes Problem bzgl. Lärm und Müll. Im Angesicht der immer noch anhaltenden Pandemie erscheint es mehr als fraglich, wieso vor diesen ungeschützt und anonym gefeiert werden darf während die Bars, die sowieso schon enorm unter den Einschränkungen leiden, weitere Umsätze verlieren.
  5. evtl. weitere Einmalhilfen für besonders gefährdete Betriebe (insb. Clubs)
  6. evtl. weitere Lockerungen
    Hier wird es kompliziert denn alle bisherigen Regelungen haben ja (mehr oder weniger) schon sinnvolle Hintergründe.
    Man könnte aber vielleicht in Bars das Herumlaufen mit Maske wieder erlauben. So wären die Gäste nicht mehr an einen Tisch „gefesselt“. Oder man könnte eine Gesamtliste für alle Gäste der Bar über einen Abend erlauben statt einer Liste pro Gruppe. So wäre ein wenig mehr des „Bar“ Gefühls zurück aber man hätte immer noch mehr Sicherheiten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert