lockdown gastro lockerungen

Erster Corona Stufenplan nach drei Monaten Lockdown

Vor einigen Tagen geisterten die ersten Leaks zu einem Corona Stufenplan durchs Netz. Was gibts neues? Sind die Stufen angebracht und was bedeuten sie für die Gastro?

Ich habe mich darum wieder einmal hingesetzt und – genau wie schon Anfang November – ein Video mit meinen Gedanken zur aktuellen Situation der Corona-Pandemie erstellt.
Wer das erste Video nicht gesehen hat kann dies hier nochmal nachholen: VIDEO – Bars während Corona | Coronamaßnahmen | gamingbars.de

Drei Monate später

Nun ist nicht mehr November sondern Mitte Februar. Das Land Schleswig Holstein hat einen Corona Stufenplan veröffentlicht und auch die FDP hat etwas ähnliches erarbeitet. Viel neues gibt es sonst nichts und nun haben Bund und Länder die Coronamaßnahmen erneut verlängert.
Das war zum Zeitpunkt meines neuen Videos noch nicht offiziell aber zumindest abzusehen.

Wer lieber Videos schaut kann sich dieses gerne hier anschauen. Für alle die lieber lesen fasse ich meine Punkte darunter noch einmal zusammen und schreibe auch ein wenig über das, was inzwischen offiziell ist.

Wie geht es weiter?

Eigentlich gab es ja nicht viele Optionen:
1.) Alles weiter wie bisher – also Lockdown
2.) Es wird gelockert

Im Endeffekt hat sich die Regierung für die erste Variante entschieden und den Lockdown zunächst bis zum 7. März 2021 verlängert. Allerdings mit zwei Änderungen:

  • Frisöre dürfen ab dem 1.März wieder öffnen
  • statt ab der bisher bekannten 50er Inzidenz beginnen Lockerungen nun erst ab einer 35er Inzidenz

Die Haare des Menschen sind unantastbar? Nicht mehr!

Zur ersten Maßnahme kann ich mir nur noch – Achtung, Wortspiel – die Haare raufen. Ja, wenn die Haare immer länger werden und ungepflegt aussehen ist das blöd. Aber es gibt meiner Meinung nach echt wichtigeres.
Begründet wurde die Lockerung mit der „Würde“ die man durch gepflegte Haare zurück erlangt sowie darüber hinausgehende, „fast schon gesundheitliche“ Wirkungen.

Zurückerlangung der menschlichen Würde durch Spitzen schneiden und Strähnchen? Argumentation mit der Gesundheit? Beim Haare schneiden!?!?!? Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln.
Die Fitnessstudios bleiben währenddessen natürlich geschlossen. Sport draußen mit mehr als zwei Haushalten ist ebenfalls verboten. Selbst Saunakonzepte in die man nur alleine darf haben weiter geschlossen.
(Wer letzteres nicht kennt: man mietet sich eine Sauna. Nur für sich. Die wird nach jedem Gast umfassend desinfiziert, aus dem Whirlpool wird das gesamte Wasser abgelassen, etc. In Köln gibts das zum Beispiel von „MyWellness„.)

Es bleibt also bei inkonsequenten Regelungen. Wundert einen nach einem Jahr voller Inkonsequenz eigentlich nicht mehr aber es ist weiterhin ärgerlich.

Ein erster Corona Stufenplan: 35 ist die neue 50

Als der aktuelle Lockdown begann war „Inzidenz 50“ das neue Ziel. Der neue Corona Stufenplan beginnt die Lockerungen allerdings erst ab Inzidenz 35. Der Grund dahinter sind die diversen, deutlich ansteckenderen Corona-Mutationen. Und während dieser Grund nachvollziehbar ist macht es diese Tatsache nicht weniger schmerzhaft.
Noch schlimmer wirken die ersten geleakten Infos, wie die Lockerungen danach aussehen sollen. So geisterte schon Tage vor dem Bund-Länder-Treffen folgende Grafik zu einem Corona Stufenplan durchs Netz:

corona stufenplan inzidenz 35

Diese sieht bei 35er Inzidenz zwar eine Öffnung der Gastronomie vor – allerdings nur mit Sperrstunde und einen Haushalt + 2 Personen pro Tisch.
Bei 20er Inzidenz sind pro Tisch dann fünf Personen oder zwei Haushalte erlaubt, ab 10er Inzidenz wieder zehn Personen pro Tisch und keine Sperrstunde mehr.

Was bedeuten diese neuen Werte für die Gastro?

Wie schon in meinen ersten Beiträgen sage ich nochmal: das kommt darauf an! Die Gastro ist vielfältig und während „ein Hausstand + 2 Personen mit Sperrstunde ab 22 Uhr“ für ein Café kaum eine Einschränkung und für die meisten Imbisse ‚business as usual ‚ bedeutet ist es für eine Bar eine absolute Katastrophe. Manche Bars öffnen nicht einmal vor 22 Uhr!

Bars werden erst ab Inzidenz 10 auch nur annähernd in die Nähe wirtschaftlichen Arbeitens kommen können. Das weiß ich weil wir diese Regelung im Sommer 2020 hatten. Da hatten wir im September – unserem besten Monat – lediglich 500 Euro Minus (das wurde dann durch die Umsatzsteuer wieder deutlich mehr).

Und was nun?

Wenn dieser Corona Stufenplan das so kommt brauchen Bars umfassendere Hilfen. Die bisherigen reichen nicht! Das Meltdown macht aktuell immer noch monatlich an die 5000 Euro Verlust. Weil mein Gehalt gar nicht abgedeckt wird und die Überbrückungshilfe III auch nur maximal 90 Prozent der Fixkosten übernimmt. Das summiert sich leicht, insbesondere bei den Mieten im Kölner Zentrum.

Dazu kommt, dass wir alle Kurzarbeitgehälter, Mieten, etc natürlich vorstrecken müssen bis wir diese Hilfen auch wirklich erhalten. Das heißt dass selbst die, die eventuell Anspruch auf Hilfen haben vorher schon pleite gehen können weil sie die Verbindlichkeiten pünktlich bezahlen müssen.
Der Vermieter kann einem nicht zahlenden Mieter umgehend kündigen wenn man die Miete nicht mehr leisten kann.
Als letzten Schritt kann man noch in Hartz 4 gehen. Eine Option die ich tatsächlich schon mit meinem Steuerberater durchgesprochen habe. Aber selbst dann gibt es ja noch andere Fixkosten die anfallen und den Kontostand weiter drücken. Und das ohne irgendeine Chance, Umsätze zu erzielen. Ein Tod auf Raten.

Bars sind weiter die großen Verlierer der Krise und brauchen mehr Hilfen

Ein Geschäftszweig ohne Online-Alternative

Bars sind von der aktuellen Krise besonders betroffen denn das Geschäftsmodell ist remote nicht umsetzbar.
Digitale Parties in Zoom? Die sind erstens echt ungeil, man lernt sich dann doch eher weniger kennen als in echt. Und „von Tisch zu Tisch wechseln“ oder „draußen mit jmd anders mal eine rauchen“ geht auch nicht so eben wie in der Kneipe um die Ecke.
Zweitens verdient die Bar nichts dabei, wenn die Leute in der Zoom-Konferenz Bierchen nach Bierchen zischen.

Auch Cocktails to go – die wir seit Monaten anbieten – sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bei uns kommen dadurch monatlich vielleicht 1000 Euro Umsatz zusammen. Davon sind wohlgemerkt knapp 250 Euro Wareneinsatz und 190 gehen als Umsatzsteuer wieder zurück an den Staat. Viel Gewinn bleibt da nicht…
Auch Cocktails zu liefern bringt nicht viel denn ohne private Parties gibts auch nicht viele Gelegenheiten, zu denen Leute viele Cocktails ordern.

Und wenn es wieder offline geht?

Wenn irgendwann wieder geöffnet werden darf und es so kommt wie die Grafik oben vermuten lässt sind Bars ebenfalls am schlimmsten getroffen.

Die Beschränkung von Gruppengrößen trifft wie schon oben beschrieben vor allem: Bars (aber auch Restaurants).

Eine Sperrstunde trifft ebenfalls vor allem: Bars.

Die Umsatzsteuersenkung von 19 auf 7 Prozent gilt nur für Essen und während sie somit Restaurants, Cafés, Imbisse und selbst Kioske unterstützt hilft sie einer Gruppe quasi gar nicht: Bars.

Die Bevorzugung von Außengastronomie (da wird z.B. kaum kontrolliert und sie wird auch von vorsichtigeren Kunden präferiert) trifft vor allem: Bars.
Denn viele Bars haben gar keine, müssen dafür jetzt richtig investieren und selbst dann ist aufgrund der späten Geschäftszeiten einer Bar die Nutzungszeit deutlich beschränkt.

Und was brauchen Bars?

Eine Antwort auf diese Frage zu finden ist so umfangreich, dass ich mich entschieden habe, einen weiteren Artikel dazu zu schreiben.
Dieser kommt hoffentlich nächste Woche.

Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich inzwischen doch sehr enttäuscht von der deutschen Corona-Politik bin. Sie ist geprägt von Durchhalteparolen und fokussiert einzig und allein auf die Impfungen.
Sollte eine Mutation kommen die immun gegen diese ist starten wir wieder bei Null und ganze Branchen gehen pleite. Und selbst wenn dauert es bis zur Durchimpfung der Gesamtbevölkerung noch Monate und bis zur Rückkehr zur Normalität noch weit bis in 2022.

Fürs Meltdown bedeutet das: auch keine Events im Jahre 2021.
Keine ESL One, keine Gamescom, keine Community Parties. Ein weiteres komplett verlorenes Jahr.
Das kann es doch nicht sein.
Wo sind die Alternativen?
Wo sind Masken für alle? Wo sind flächendeckende Tests? Wo ist eine Stärkung der Gesundheitsämter, Digitalisierung der Verwaltung und Bildung? Was ist mit Luftfiltern?
Wir sind nun knapp ein Jahr in der Pandemie und die einzige Lösung ist „bald sind wir ja alle geimpft“. Wann soll das denn sein?

Und wer ist bis dahin noch übrig!?

Ein Gedanke zu “Erster Corona Stufenplan nach drei Monaten Lockdown

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