Person Wearing VR Goggles

VR Cafés – ein neuer Gamingbar-Trend?

Weltweit werden sogenannte „VR Cafés“ immer beliebter und auch in Deutschland – wie immer bei Zukunftsthemen natürlich mit deutlicher Verspätung – gibt es bereits eine handvoll Ableger. Allein die Holocafe Kette betreibt bereits drei Locations in Nordrhein-Westfalen, ansonsten gibt es deutschlandweit vorwiegend kleinere, einzelne VR-Stations gibt es in diversen Locations deutschlandweit.

VR Café – wo sind die Unterschiede zur Gaming-Bar?

Das Prinzip ist wie die Gaming-Bar eine Verschmelzung von Gastronomie und Gaming. Allerdings liegt der Fokus hier weitaus deutlicher auf dem Event- und Gamingcharakter des Besuchs als auf dem gastronomischen Teil. Denn das Spielen kostet hier – und das nicht unbedingt wenig. Für eine halbe Stunde spielen werden hier schnell bis zu 15 Euro fällig – und das pro Person. Da kann man eine ganze Weile für kickern, bowlen oder sonst seine Zeit vertreiben.
Der Umsatz kommt also nicht aus dem Getränkeumsatz sondern aus der Dienstleitung des Spieleangebots. Das spart Wareneinsatz aber benötigt hohe Anfangsinvestitionen sowie Personal das die Gäste berät, betreut und die Stationen nach- und vorbereitet.
Verständlich sind die Preise natürlich trotzdem – nicht nur die VR-Devices und ihre Wartung muss bezahlt werden sondern auch die PCs die das ganze befeuern. Und nicht zuletzt – und damit eine wunderbare Überleitung – die Games die gespielt werden sollen.

Sind VR Cafés Gamingbars ohne (gute) Games?

Und da sind wir beim wohl aktuell noch größten Problem des gesamten VR-Bereichs: dem übersichtlichen Spieleangebot. Wahre Spieleperlen sucht man vergeblich – meist findet man Adaptionen älterer Bestseller (z.B Skyrim oder Fallout) oder schnell zusammengebastelte Spiele die an die Anfangszeiten der Videospielära erinnern: man testet halt was so geht aber bis zum heutigen Grad an Perfektion, den das Medium über die Jahrzehnte erreicht hat, ist es noch ein weiter Weg. Deutlich wird das zum Beispiel an den verschiedenen Eingabegeräten – denn einen einheitlichen Standard gibt es hier noch nicht. Ein deutlicher Kontrast zum klassischen Markt, in dem mit Maus/Tastatur und sehr ähnlichen Gamepads schon seit langer Zeit gemeinsame Nenner gefunden wurden.
Einen wahren „System Seller“ gab es für den VR Bereich bisher nicht. Und selbst wenn Titel wirklich ein Mehr an Immersion und Spieltiefe bieten – z.B. Horrorspiele –  bleibt fraglich, welcher Spieler diese Spiele in einem VR Café (durch)spielen sollte wenn man dabei schnell auf vierstellige Euro-Beträge pro Spiel käme.

Wie geht es langfristig weiter?

Dies führt zwangsläufig zu der Frage, wie geeignet für die Zukunft VR-Cafés tatsächlich sind. Denn inwiefern sollen sich VR-Cafés halten wenn irgendwann jeder selbst ein VR-Device zuhause hat? Wofür werden dann noch die Cafés benötigt? Die VR-Hallen könnte hier das gleiche Schicksal ereignen wie die Arcades Anfang oder die Internet-Cafés Ende der 90er Jahre. Wieso für eine Technik bezahlen, die man zuhause auch gratis nutzen kann?

Hier gibt es meiner Meinung nach nur zwei Wege wie sich das Konzept langfristig wird halten können:

1.) Exklusive Angebote

VR Cafés kooperieren mit Spieleherstellern und präsentieren Titel, die exklusiv nur in VR Cafés spielbar sind und dies auch bleiben werden. Ein erstes Beispiel für dieses Konzept wäre „Escape the lost Pyramid“ – ein Escape Room artiges VR Game von ubisoft. VR Cafés könnten mit diesem Konzept einen ähnlichen Weg gehen wie es Kinos seit Jahrzehnten tun: möchte ich Spiel X spielen – oder sofort beim Release – geht das nur in VR Cafés.

2.) Zusatzhardware

Auch Titel, die zusätzliche Hardware oder besonders viel Platz benötigen können hier einen USP der VR Cafés bilden denn zuhause macht man vielleicht ein paar Quadratmeter Platz aber je aufwändiger oder platzintensiver das Spiel wird umso schwieriger wird die Umsetzung im heimischen Wohnzimmer. Ein Beispiel hierfür wäre das Tower Defense Game Tower Tag. Dieses benötigt neben den VR-Brillen auch spezielle Controller und Türme, hinter denen sich die Spieler verschanzen können. Ein Mehraufwand in den man für ein kurzes Anspielen kaum investieren möchte.

3.) Der Communityfaktor

Eine Gamingbar lebt von ihrer Community. Kommen die Gäste gerne wieder kommen sie auch unabhängig vom Spieleangebot. Bars hatten auch Stammkundschaft als es noch keine Games, Kicker, Billardtische oder ähnliches gab.
Der Mensch sucht Gesellschaft und Gamer sind da – entgegen aller immer noch existierenden Klischees – nicht anders als Nicht-Gamer.
Hat das VR Café hier überzeugt kann es auch einen abflauenden VR Trend überleben. Natürlich muss dafür das klassische Gastronomie-Angebot stimmen!

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